31.05.2020    Baum-Mikado rund um Zschand und Thorwald

Der Mai endete mit einer Wanderung, die schon lange geplant war: Hickelkopf, Hermann-Krone-Inschrift an der Sommerwand, die Waldbrand-Inschrift in der Weberschlüchte und die Webergrotte - das waren die weißen Flecken auf dem Fotowunschzettel, die ich schließen wollte. Schon 7:30 Uhr stand ich am Parkautomat an der Neumannmühle (der zum wiederholten Male mein Geld nahm, den Parkschein aber schuldig blieb) und stiefelte ab in den Großen Zschand. Der Sachsenforst hatte hier gründlich aufgeräumt und bis zum Zeughaus die Borkenkäfer- und Sturmschäden an den Talhängen schon beseitigt. Das gab den Blick frei auf die Zschandspitze, die mir bislang hinter den Bäumen gar nicht aufgefallen war. Jenseits vom Zeughaus ging das Baum-Mikado jedoch los: in Richtung Ostseite der Thorwalder Wände hatte Sturm "Sabine" im Februar ganze Arbeit geleistet und Bäume in Größenordnungen in die Waagerechte gebracht. Gefühlt stapfte ich über mindestens 50 Bäume - eine Art des Wanderns, an die man sich wohl gewöhnen wird, denn bis sich die Aufräumtrupps in diese einsame Gegend verirren, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Die Einsamkeit von Zschand und Umgebung war mal wieder sprichwörtlich: den einzigen Wanderer, der mir bis zum Mittag über den Weg lief, traf ich am Backofen. Gemeinsam genossen wir die Aussicht über die weiten Wälder bis ins Böhmische hinein.

 

Über Hickelkopf und Hickelhöhle (die zur Mittagszeit erstaunlich schwach besucht war) ging es in den südlichen Teil des Großen Zschand und zur Krone-Inschrift an der Sommerwand - ein "Muss" für jeden Hobbyfotografen. Wenn man bedenkt, dass der Urvater der Landschaftsfotografie der Sächsischen Schweiz mit seiner sicher schweren Ausrüstung schon 1856 hier hinten im tiefsten Busch stand, kann man nur respektvoll den Hut ziehen. Ebensolchen Respekt sollte man an der Waldbrandinschrift von 1842 in der Weberschlüchte empfinden. Mehrere Tage fraß sich das Feuer damals durch über 230 Hektar Wald. Zeitgenössische Berichte sprachen vom "...Glutstrome der brennenden Moose..." und "...wie Höllenrachen leuchtenden Felsenschluchten...". Eine eindringliche Mahnung an all diejenigen, die im Wald gedankenlos rauchen oder den Wandertag mit einem Grillerchen ausklingen lassen...

 

An der Webergrotte stand ich dann an der wohl bekanntesten Sandsteintreppe der Sächsischen Schweiz, die leider seit vielen Jahren das Ende des Wege als Sackgasse markiert. Die einstige Weiterführung in Richtung Grenzweg und Prebischtor ist hier unterbrochen. Was früher in weniger als 2 Kilometern erreichbar war, erfordert nun einen legalen Umweg von 14 Kilometern. Europa wächst zusammen - nur nicht in den Nationalparks der Sächsischen und Böhmischen Schweiz...😔

 

09.05./ 16.05./ 22.-23.05.2020    antizyklisches Wandern im Osterzgebirge

Der Mai - der Monat, in dem wir uns wieder lockerten. Mit Blick auf die Corona-Pandemie hieß das: die Ausgangsbeschränkungen fielen Schritt für Schritt, Ausflüge waren wieder in einem weiteren Umfeld möglich, Gastronomie, Hotels und Museen nahmen langsam ihren Betrieb wieder auf. Verbunden mit dem überwiegend netten Wetter nahm also auch der Run auf die Sächsische Schweiz wieder Fahrt auf, entsprechend voll waren Straßen und Parkplätze am Wochenende. Deshalb entschieden wir uns, die Ausflugsziele in der entgegengesetzten Richtung zu suchen und steuerten das Osterzgebirge um Altenberg an. Und wenn man Sonnabends morgens um 10 Uhr dem Stau in Pirna entflieht und gegen halb 11 als zweites Auto auf dem großen Parkplatz am Galgenteich steht, dann hat man zumindest in Sachen Anfahrt und Parken alles richtig gemacht. Das Ganze wiederholten wir als Familie eine Woche später gleich noch einmal und wiederum eine Woche später nutzte ich das verlängerte Himmelfahrtswochenende für eine 2tägige Wandertour rund um Altenberg. Wer die Wanderroute nachvollziehen möchte: hier steht sie online. Altenberg und Zinnwald ist sicher vielen als Wintersportziel ein Begriff. Da die Winter aber zunehmend schneearmer werden, etabliert sich die Region schon seit Jahren auch als Wandergebiet. Interessant sind dabei vor allem die vielfältigen Sachzeugen des Bergbaus, über die man an fast jedem Wegesrand stolpert. Die Aussichten vom Geisingberg, dem Kahleberg und der Kohlhaukuppe sind ebenfalls nicht verachten. Und wo gibt es das schon, dass einem am Wegesrand nicht nur sich paarende Erdkröten, sondern auch eine fette Raupe des Weidenbohrers, ein Wanderschuh und ein String begegnen. Aufgrund der letzten beiden Fundstücke dachte ich die ganze Zeit, dass mir jemand barfuß und halbnackt in die Motive springt...😂

 

rund um die Galgenteiche (mit Abstecher zur Geisinger Kirche)

 

von Zinnwald zur Kohlhaukuppe

 

zwei Tage unterwegs: von Geising über den Geisingberg nach Altenberg und über Kahleberg, Lugstein und Kohlhaukuppe wieder zurück nach Geising