25.12.2018 Nachtrag vom November - unterwegs auf einsamen Pfaden im Reich der Holzmacher und Breuselbeerweiber
Die letzten vier Wochen vor Weihnachten sind bei uns terminlich eng gestrickt - vier Geburtstage sind zu absolvieren und in Verbinung mit dem allgemeinen Vorweihnachtsstress bleibt nicht viel Zeit zum fotografieren. Der Blog vom Dezember 2018 soll aber nicht leer bleiben. Ich bringe deshalb hier mal die Bilder einer Wanderung, die mich (samt Begleitung) schon im November tief in die Hintere Sächsische Schweiz führte. Zwischen Großem Winterberg und Kirnitzschtal bestand einst ein dichtes Wegenetz, das historisch teilweise mehrere hunderte Jahre alt war. Es handelte sich dabei sowohl um größere Wege, wie die alte Handelsstraße durch den Großen Zschand, als auch kleine Pfade der Jäger, Waldarbeiter und Beerensammler. Ab dem 19. Jahrhundert erfolgte auch die zunehmende touristische Erschließung des Gebietes. DIe Nationalparkverwaltung (NPV) hat nach 1990 hier hinten tabula rasa betrieben und das Wegenetz mit dem Argument des Naturschutzes massiv gesperrt. Auch der von uns gewählte Weg zählt leider zu dieser Kategorie. Über die Sinnhaftigkeit der Wegekonzeption im Nationalpark will ich mich hier nicht auslassen, da gibt es genügend andere Seiten im Netz, auf denen das diskutiert wird. Ausgangspunkt der Runde war die Neumannmühle, durch den Großen Zschand ging es am Zeughaus vorbei ab in den Busch.
Aus o.g. Gründen lasse ich die weitere Wegebeschreibung weg, Ortskundige werden den Weg ohnehin (er)kennen. Interessant sind die Schilderungen alter Reiseführer. Schon vor über 200 Jahren war der Pfad bekannt und wurde als "...Weg der Holzmacher und Breuselbeerweiber..." beschrieben. Und in der Tat - stundenlang läuft man hier durch Wälder und knöchelhohe Heidelbeersträucher. Im Gegensatz zu anderen kleinen Pfaden wie z.B. dem oberen Terrassenweg oder auch der Affensteinpromenade sind die Aussichten hier rar gesät. Statt dessen erwartet einem ein ewiges bergauf und bergab. Ein alter Reiseführer von 1922 beschreibt den Pfad als "...den der unzähligen Stufen wegen sehr ermüdenden Weg...". Offensichtlich war der Ansatz "Der Weg ist das Ziel" ein damals noch nicht verfolgtes Wanderziel. Das Begehen des alten Pfades erfordert tatsächlich etwas Ausdauer, Kraft und Geduld. Auf der anderen Seite habe ich mich den Ursprüngen des "Schweizwanderns" selten näher gefühlt, als hier bei dieser Tour hinten im Busch. Und obwohl man den Weg nicht der Aussichten wegen geht - es gab sie doch, die vereinzelten Lücken im Wald, die teilweise fantastische Blicke auf die Wald- und Felsenlandschaft links und rechts vom Großen Zschand zuließen.
Am Ende des Pfades grüßten die deutsch-tschechischen Grenzsteine, wie schon von anderen Pfaden bekannt sind diese gründlichst gesäubert und sehen aus wie neu gesetzt und frisch gestrichen. Der Rückweg führte noch an der Hickelhöhle vorbei, die zu den größten Höhlen der Sächsischen Schweiz zählt. Es ist keine klassische Höhle, die eng und tief in den Berg führt, sondern vielmehr eine als Halbhöhle ausgebildete Schichtfugenhöhle, etwa 45 Meter breit und bis zu 14 Meter tief unter dem aufliegenden Sandstein ausgebildet ist. Schon Ludwig Richter hat die Höhle um 1820/22 besucht und gezeichnet. Die Einsamkeit dieser Runde hatte ich schon erwähnt, bezeichnend, dass uns erst auf dem Rückweg kurz vor der Neumannmühle ein paar Wanderer entgegen kamen (wo diese ohne Schlafausrüstung im November nach 15:00 Uhr noch hin wollten wäre eine interessante Frage gewesen...). Bis dahin sieben Stunden Einsamkeit bei schönem Sonnenschein - was will man mehr.