08.02.2019     Eiszeit auf dem Dach des Elbsandsteingebirges

Christoph Bieberstein hatte Ende Januar eine schöne Aufnahme vom Hohen Schneeberg hochgeladen, der sich (wie so oft) im Nebel-Schnee-Winterkleid zeigte. Die Sonne geht im Moment ziemlich genau hinter dem Aussichtsturm unter, angesichts der Sonne in der ersten Februarwoche und dem schönen Sonnenaufgang am Mittwoch an der Bastei hatte ich nun zwei Tage später auch auf einen schönen Sonnenuntergang spekuliert. In Pirna sah auch alles gut aus: der Freitag begann überaus sonnig und auch für Sněžník war Sonne angesagt. Also ließ ich am Mittag die Arbeit Arbeit sein und sprang ins Auto. Aber schon bei der Anfahrt beschlich mich ein ungutes Gefühl, denn in der Ferne zogen Wolkenfetzen über den Kamm des Gebirges. Und tatsächlich: hinter Tisá versanken Straße und Wald im Nebel. Am Fuß des Schneeberges war das Gipfelplateau nicht zu sehen und ein kalter Wind peitschte über's Land. Die Sandsteinfelsenwelt war von Eisschichten überzogen, die Bäume bogen sich unter der Schneelast und der Wind pfiff ohne Ende - nicht die besten Fotobedingungen, aber sehr schöne Motive und optimale Bedingungen, um den Kopf nach der Arbeitswoche freizubekommen. Deshalb ging es trotzdem nach oben, eine Thermoskanne heißer Tee war ja dabei. Die Straße zum Berggasthof war zwar geräumt, die kleinen Wanderpfade an der West- und Südseite aber nur von wenigen Fußstapfen begangen. Abseits der Pfade stand ich teilweise bis zur Hüfte im angewehten Schnee, das erschwerte die Motivsuche natürlich. Den bekannten Aussichtssturm sah ich im Nebel tatsächlich erst, als ich fast davor stand. Der Turm selbst war komplett vereist. Von einer Begehung nahm ich Abstand, von oben hätte man eh nichts gesehen und die Treppe zum Turm war komplett vereist. Nach drei Stunden stand ich bei Einbruch der Dämmerung wieder am Auto.  Und der Sonnenuntergang - muss halt bis zum nächsten mal warten.

Aufstieg im Winternebel
Aufstieg im Winternebel
vorbei an den Kletterfelsen Maiturm und Frühlingswand - irgendwie passten die Namen nicht
vorbei an den Kletterfelsen Maiturm und Frühlingswand - irgendwie passten die Namen nicht
die vereiste Frühlingswand
die vereiste Frühlingswand
kaum zu sehen - der Aussichtsturm von 1864
kaum zu sehen - der Aussichtsturm von 1864
Eisnebel
Eisnebel
total gefroren
total gefroren
Begehen unmöglich - die Treppe zum Turm
Begehen unmöglich - die Treppe zum Turm
Wegweiser mit eingeschränkter Lesbarkeit
Wegweiser mit eingeschränkter Lesbarkeit
es geht rau zu hier oben
es geht rau zu hier oben
vom Nebel verschluckt - ein einsamer Wanderer auf dem Weg nach oben
vom Nebel verschluckt - ein einsamer Wanderer auf dem Weg nach oben
am Abgrund
am Abgrund
an der Dresdner Aussicht - von Dresden war nicht viel zu sehen
an der Dresdner Aussicht - von Dresden war nicht viel zu sehen

 

06.02.2019     Wintermorgen im Elbsandstein

Nachdem der Winter am ersten Februarwochenende mit mehr als 20 Zentimeter Neuschnee zurückgekommen war, lechzte das Fotografenherz nach ein paar Landschaftsbildern mit der weißen Pracht. Das einsetzende Tauwetter schuf einen gewissen Zeitdruck, der tägliche Wetterbericht setzte den Rahmen und  Familie und Job hatten schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Letztlich fand sich am Mittwochmorgen ein Zeitfenster, um den Sonnenaufgang einzufangen. Da ich hinterher noch auf Arbeit musste, kamen die Fotospots (weit) abseits von Parkplätzen und Bahnstationen nicht in Betracht. Letztlich fiel die Wahl auf die Bastei - leicht zu erreichen und immer wieder schön. Obwohl auf dem Fußweg zur Basteibrücke gefühlt mehrere Tonnen Sand lagen, war der Gang zum Ferdinandstein eine tüchtige Herumeierei auf glatten Wegen. Belohnt wurde das Ganze mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Licht und Wolken änderten sich ständig und ergaben abwechslungsreiche Blicke auf die mit Schnee verzierte Felsenwelt. Mit diesen Eindrücken war der anschließende Bürotag leicht zu überstehen...  

before sunrise - Morgendämmerung am Basteimassiv
before sunrise - Morgendämmerung am Basteimassiv
Die Basteibrücke - ein klassisches Fotomotiv im Elbsandstein
Die Basteibrücke - ein klassisches Fotomotiv im Elbsandstein
first sunlight - die Sonne erscheint fern hinter der Felsenburg Neurathen
first sunlight - die Sonne erscheint fern hinter der Felsenburg Neurathen
Da ist er - der Wintersonnenaufgang in voller Breitseite
Da ist er - der Wintersonnenaufgang in voller Breitseite
Liebesschwüre am Ferdinandstein (und nein - ich kenne keine Lore...)
Liebesschwüre am Ferdinandstein (und nein - ich kenne keine Lore...)
ein letzter Blick zurück - die Sonne verschwand schon wieder hinter der Wolkendecke
ein letzter Blick zurück - die Sonne verschwand schon wieder hinter der Wolkendecke

 

03.02.2019     Besuch beim Rückkehrer

Sachsens Berghauptstadt Freiberg haben wir schon öfter einen Besuch abgestattet, meist waren es die Bergbauanlagen und die Mineralienausstellung terra mineralia, die wir dann besuchten. Diesmal war der Besuchsgrund ein ganz anderer - ein etwa 40 Zentimeter kleiner und reichlich 400 Jahre alter Sachse war in die Heimat zurückgekehrt. Kurfürst Christian I. erhielt 1587 die Bronzefigur des "Dresdner Mars" als Geschenk des Bildhauers Giovanni da Bologna. Die überaus filigran und ausdrucksstark gearbeitete Figur wurde Bestandteil der Kunstsammlung der sächsischen Kurfürsten im Grünen Gewölbe. Im Zuge der Fürstenabfindung gelangte der Mars 1924 in die Hände der ehemaligen Herrscherfamilie der Wettiner, später in weiteren Privatbesitz. Die Bayer AG erhielt die Bronze in den 1980er Jahren als Geschenk und wollte ihn 2018 versteigern lassen. Das rief eine Protestwelle in der Kunstwelt hervor, welche die Bayer AG letztlich zu einem Verkauf des Kunstwerkes an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) bewegte. Die dafür notwendigen Finanzmittel stellten u.a. die SKD selbst, der Freundeskreis der SKD, die Siemens Kunststiftung und die Kulturstiftung der Länder bereit. Dabei soll allein aus dem Etat von Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine Million Euro geflossen sein. Der "Dresdner Mars" wird im Laufe des Jahres 2019 an verschiedenen Standorten in Sachsen ausgestellt, bevor in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden einen festen Platz bekommen wird.

 

Ausstellungsort war das Stadt- und Bergbaumuseum, dass natürlich noch weitere sehenswerte Stücke beinhaltete. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der über 800jährigen Bergbaugeschichte Freibergs. Die gleichzeitig laufende Sonderausstellung "Freibergs Silber - Sachsens Glanz" zeigte weitere hochkarätige Leihgaben. Besonders bemerkenswert fand ich den Hüttenpokal der Knappschaft der Saigerhütte Grünthal von 1625 - ein Meisterwerk aus 2,5 Kilogramm vergoldeten Silber.

 

Mit dem Eintritt zum "Dresdner Mars" war auch ein Besuch in der Begräbniskapelle der Albertiner im gegenüberliegenden Dom verbunden. Das war insofern bemerkenswert, da dieser Teil des Domes nicht zur Freiberger Kirchgemeinde, sondern dem Freistaat Sachsen gehört und sonst nur an wenigen Tagen im Jahr überhaupt zugänglich ist. Hier wurden seit 1541 neun Kurfürsten und deren Familienangehörigen bestattet. Leider herrschte in der überaus reich gestalteten und sehenswerten Kapelle ein Fotografieverbot - dafür bot der Freiberger Dom mit der Tulpen- und Bergmannskanzel sowie der großen Silbermannorgel noch ein paar schöne Motive.

 

Nach all diesen Eindrücken hatten wir uns das Mittagessen redlich verdient, schon fast traditionell kehrten wir in der Stadtwirtschaft ein und ließen uns beim größten böhmischen Fassbierangebot Deutschlands und einem überbackenen Käse "beböhmern". Inzwischen war auch der Winter zurückgekehrt, bereits seit den Morgenstunden hatte Schneefall eingesetzt. Schon auf der Hinfahrt standen am letzten Berg der B173 zwei Laster am Freiberger Ortseingang - nach dem Mittag ging dann fast gar nichts mehr. Innerhalb von fünf Stunden war alles unter etwa 25 Zentimeter Neuschnee versunken. Das Navi markierte die komplette B173 in Richtung Dresden als gesperrt und tatsächlich kamen uns schon am Ortsausgang Freiberg die ersten Umkehrer wegen quer stehender LKW entgegen. Für die Autobahn meldete der Verkehrsfunk ebenfalls Stau, so dass wir uns über die Nebenstraßen quer durchs Osterzgebirge schlugen. Das klappte ganz gut, auch wenn hinter Colmnitz der Winterdienst noch nicht unterwegs war und die Straße auf den windigen Höhenrücken förmlich im whiteout verschwand. Im Nachgang verstand meine Frau, warum ich bei solchem Wetter sogar extra zum Autofahren draußen unterwegs bin - nur so kann man sein Auto kennen und beherrschen.