12.06.2020    Im Naturpark der prächtigen Örtlichkeiten

 

"Nordböhmen ist ein von der Natur mit Reiz und Schönheit ganz besonders gesegneter Landstrich, ein wahrer Naturpark mit einer Fülle prächtiger Örtlichkeiten - formenreichen Bergen, blühenden Tälern, wilden Gründen, grotesken Felsen. (...) Wahrlich, nur wenige Gegenden werden auf gleichbeschränktem Raume so viele Bilder von Kraft und Schönheit der Natur, so viele verfallene und wohlerhaltene Stätten geschichtlicher Erinnerungen, aber auch so interessante Gewerbetätigkeiten beieinander bieten!"

 

So schrieb es der deutschböhmische Arzt und Heimatforscher Franz Hantschel vor über 120 Jahren in dem von ihm verfassten "Nordböhmischen Touristenführer". Mein Führer in die Gegend, die als Schluckenauer Zipfel oder böhmisches Niederland bekannt ist, ist deutlich jünger: es ist der 2019 im Bergverlag Rölke erschienene "Wander- und Naturführer das nördlichste Böhmen". Gleich die erste Tour hatte es mir angetan: eine kleine 10 Kilometer-Runde, die zu den Kreuzwegen auf dem Joachimsberg (Křížová cesta Jáchym) sowie dem Annaberg (Kaple sv. Anny) und zur Ruine des Schlosses in Hainspach (Lipová) führen sollte. Genau das richtige, um die Arbeitswoche am Freitag Nachmittag ausklingen zu lassen.

 

Start war an der Kirche in Lobendau (Lobendava). Und was soll ich sagen: Franz Hantschel sollte recht behalten. Die Landschaft: äußerst idyllisch, sanfte Berge und stille Wälder wechselten sich ab. Der Borkenkäfer war der Gegend weitgehend fern geblieben, so dass es tatsächlich durch sattestes Grün ging. Was mich an Nordböhmen immer wieder fasziniert, ist einerseits die Fülle an religiösen Kleindenkmalen am Wegesrand und andererseits das fast archaische Nebeneinander von sanierten und unsanierten bis verfallenden Gebäuden. Beides gibt der Gegend ein ganz besonderes Gesicht. Noch aus einem weiteren Grund werde ich mich garantiert länger an diese Wanderung erinnern: es war unheimlich drückend schwülwarm. Und dass die Wetter-App sagt, dass die gefühlte Temperatur über der tatsächlichen Temperatur liegt - das gibt's auch nicht alle Tage.

 

Wer die Runde nachwandern möchte: hier ist die Karte dazu.

 


 

07.06.2020    Die Grenzen sind wieder offen!

Ich geb's zu: die coronabedingte Grenzschließung zu Tschechien hat mich schon etwas getroffen. Schließlich ist Nordböhmen ein äußerst sehenswertes Fleckchen Erde, dass mich schon zu mancher Wander- und Fototour inspiriert hat. Umso schöner, dass am 5. Juni 2020 die Grenzen wieder geöffnet wurden. Und schon 2 Tage später stand ich früh um halb 9 auf dem Parkplatz von Rainwiese (Mezní Louka) - und wartete erst einmal, dass der Regen nachließ. Die auf der Wetter-App angezeigten 0,3 mm Niederschlag erwiesen sich vor Ort schon als bisschen mehr Regen, der aber schon kurz darauf nachließ und den Weg zu einer netten Wanderrunde ebnete. Von Rainwiese aus sollte es zur Grundmühle (Dolsky mlyn) und von dort über den Hohenleipaer Schlossberg, die Felsenburg Schauenstein (Šaunštejn) und das kleine Prebischtor (Malá Pravčická brána) zurück zum Parkplatz gehen. Aufgrund des Regens tauschten wir die Reihenfolge und gingen zuerst zum Hohenleipaer Schlossberg - was sich im Nachgang als richtig herausstellen sollte. Denn die über der Landschaft liegende Nässe brachte fantastische Nebelfetzen hervor, die sich um den Rosenberg und die anderen böhmischen Berge legten. Zum Mittag gab es im Hotel Lipa einen Klassiker: ein kühles böhmisches Pils und überbackenen Käse dazu.

 

Das kleine Hohenleipa (Vysoká Lípa) ist äußerst fotogen, mehrere Umgebindehäuser, Felsenkeller und zahlreiche nette Details laden zu manch Schnappschüssen ein. Die nördlich davon gelegene Felsenburg Schauenstein (Šaunštejn) ist momentan leider nicht komplett zugänglich: ein Teil der Brücken ist marode und deswegen gesperrt. Die Aussicht war trotzdem beeindruckend. Nicht minder beeindruckend war auch das, was uns im letzten Wegeabschnitt jenseits des mit Felsen gespickten Rückens des Rauschenbergs (Větrovec) erwartete: hier waren die Reste eines Waldbrandes vom 19. Mai noch frisch zu sehen - und so etwas sieht nicht schön aus. Verkohlte und niedergebrannte Bäume sollten eine Mahnung an all diejenigen sein, die das Thema rauchen und Grillen im Elbsandsteingebirge auf die allzu leichte Schulter nehmen!

 

Wer die Runde nachwandern möchte: hier ist die Karte dazu.