Juni 2021     Der Berg - oder besser: die Berge - rufen!

 

Irgendwie klappt das momentan nicht, mit den zeitnahen Ergänzungen des Blogs. Doch irgendwie kommt immer etwas dazwischen - und so entschuldige ich mich schon einmal vorab bei all denen, die hier regelmäßig auf der Suche nach News und Fotos vorbeischauen...und sich seit April in Geduld üben mussten. Dabei gibt's ja durchaus was zu berichten: Ich bin der Verlockung erlegen. Die Berge riefen - und ich folgte dem Ruf, zumindest für ein paar Tage Ende Juni. 

 

Doch kurz der Reihe nach. Schon 2020 stand in einer kleinen 3er Gruppe die Idee einer alpinen Hüttentour an. Corona sorgte für eine Verschiebung nach 2021 und statt der Wanderung von Berg zu Berg wurden es Tagestouren von einem festen Quartier aus, auch das war noch Corona geschuldet. Das Ziel stand relativ zeitig fest: wir wollten schon etwas höher hinaus, als es in der Sächsischen Schweiz möglich ist. Das führte uns fast zwangsläufig in die Dolomiten, von denen schon Paul Grohmann 1877 schrieb, dass es eine Gegend voll landschaftlicher Schönheit sei, wie sie im ganzen weiten Teil der Alpen nirgends anders zu finden war.

 

Jenseits einzelner Tagesausflüge von unserem sommerlichen Urlaubsquartier am Bodensee aus war es für mich die erste Wanderbegegnung mit den Alpen, also wälzte ich im Hinblick auf die Ausrüstung noch ein paar Ratgeber und fragte ein paar Freunde. Und rückblickend kann ich sagen: ja, richtige Wandersocken (eine Woche blasenfrei!) und Shirts mit Wollanteil machen Sinn; Kopfbedeckung, Sonnenschutz und wenigstens 2 Liter Wasser sind ein Muss (für letzteres haben sich die etwas stabileren 1-Liter-PET-Flaschen bewährt); Powerbank und ein paar leichte Handschuhe haben sich ebenfalls als sinnvoll herausgestellt. 

 

volle Breitseite - Blick vom Rifugio Luigi Gorza auf dem Padonkamm zur Süd- und Ostseite des imposanten Sellamassivs mit dem Piz Boè
volle Breitseite - Blick vom Rifugio Luigi Gorza auf dem Padonkamm zur Süd- und Ostseite des imposanten Sellamassivs mit dem Piz Boè

Und die Dolomiten selbst? Nun, Paul Grohmann hat sicherlich nicht übertrieben. Wir hatten mit dem Wetter Glück und konnten tatsächlich jeden Tag auf Wanderschaft gehen. Dabei lag unser Quartier im Fassatal ziemlich günstig, von hier aus führten uns unsere Touren zur Rosengartengruppe (Catinaccio), zum Karersee (Lago di Carezza), zum Padonkamm (Crepes de Padon), zur Langkofelgruppe (gruppo del Sassolungo) und hoch hinauf auf's Sellamassiv (il Sella). Landschaftlich war es ein Traum, auch wenn der Schnee des langen Winters manchen Weg schwierig und einige wenige Pfade auch unmöglich machte. Dafür entschädigten schroffe Felsenwelten mit tollen Aussichten und teils fantastischen Wechselspielen von Sonne, Wolken und Nebel.

 

Wechselspiele von Sonne und Wolken auf dem Sellamassiv
Wechselspiele von Sonne und Wolken auf dem Sellamassiv

Ein besonderes Highlight war zweifellos die Besteigung des Piz Boè im Sellamassiv, zumal das Wetter hier anfangs alles andere als einladend aussah, im Tagesverlauf aber wunderbar aufklarte. Und immerhin war der Piz Boè mit 3.152 Metern der höchste Punkt, den ich bislang (weitgehend) zu Fuß erreicht habe (das etwa 300 Meter höhere Jungfraujoch habe ich vor vielen Jahren per Bahn "erklommen"). Auch die Fahrt mit der Langkofelschartenbahn war ein ganz besonderes Abenteuer, ich habe dazu auf flickr schon ein paar Zeilen verfasst. Ganz ohne nachdenkliche Momente ging es auch im Hochgebirge nicht. Die Spuren des Gebirgskrieges aus dem Ersten Weltkrieg waren bei einigen Wanderungen unübersehbar und auch der Besuch der Kriegsgräberstätte am Pordoijoch (Passo Pordoi) war beeindruckend. Auch zum Gebirgskrieg habe ich auf flickr schon etwas geschrieben.

 

Bleibt als Fazit der Wanderwoche: wenn die Berge noch einmal rufen, werde ich der Versuchung wohl wieder erliegen...